Hochtour der Bergsteigergruppe des DWD in den Stubaier und
Ötztaler Alpen
Sept 17 - 21, 2010
Teilnehmer: Ralf Becker, Jürgen Derer, Meinolf Kossmann, Jochen
Wagner
Gipfelbesteigungen: Wetterkreuz (2591 m), Zwieselbacher Rosskogel (3081
m), Fluchtkogel (3457 m)
Bericht:
Mit dem Startschuss für die geplante Hochtour im Hinteren Oetztal
muss erstmal gewartet werden, weil das
Wetter nicht mitspielt. Nach allen verfügbaren Prognosen greift
das
Regengebiet am 18.9. ueber den Alpenhauptkamm nach Norden aus, bei
einer
Schneefallgrenze von ca. 2300 m (der Radiowetterbericht meldet
später
sogar ein Absinken unter 2000 m - Verifikationsergebnisse hierzu im
Weiteren).
Am 17.9.2010 finden wir uns am Eingang
des Oetztales ein und passen die Planung für die kommenden Tage
an. Wir entschließen uns, die Schlechtwetterphase bis
Sonntag Mittag möglichst weit nördlich des Alpenhauptkammes
zuzubringen und danach zu sehen, was die Bedingungen hergeben.
Aufstieg am Nachmittag
zur
Bielefelder Huette (2112 m), fast durchweg in Wolken. Ausgangspunkt ist
der Parkplatz an der Seilbahn am
Ortsausgang von Oetz Richtung Umhausen (812 m). Quasi als Ersatz
für fehlende Aussicht streifen wir durch den Wald und setzen dabei
die Pilzbrille auf. Das Resultat sind Steinpilze, Rotkappen,
Pfifferlinge und anderes Essbares.
Das gibt es dann später frisch zubereitet - mit Eiern angebraten -
auf
der Hütte. Die Wirtsleute, die nicht mehr mit Gästen
gerechnet hatten, kommen für uns extra noch mal hoch. Bis dahin
führt Jo interimsmäßig die Geschäfte, s.u. links
(:-)
Am 18.9. absolvieren wir den Übergang von der Bielefelder zur
Dortmunder Hütte mit Überschreitung des
Wetterkreuzes (2591 m, oben rechts) und der Mittertaler Scharte (2631
m) sowie einer kurzer
Klettersteigeinlage. Zeitweise ist schemenhaft die Sonne zu sehen,
insgesamt bleibt es aber neblig-trüb, ohne nennenswerten
Niederschlag. Im Abstieg zur Dortmunder Hütte geraten wir wieder
unter die Wolkenbasis (4 h). Nach Stärkung auf der Hütte
umsetzen nach Niederthai. Der Parkplatz am Ortsausgang ist kostenfrei,
ein seltenes Glück. Von hier ist es ein 2-Stunden-Spaziergang zur
Guben-Schweinfurter-Hütte.
Rasches Aufklaren am Sonntag - das war die Prognose. Und so kommt
es. Wir starten am Morgen in klarer, kalter Luft. Die Schneegrenze ist
deutlich höher und die Mengen geringer als befürchtet, was
unser Vorhaben vereinfacht: die Besteigung des Zwieselbacher
Rosskogels, 3082 m. Nach einem kurzen und flachen Teilstück
talauswärts windet sich der Weg steil die Südflanke des
Berges hinauf (Bild unten links). Ab etwa 2800 m hat es eine
zunächst nur leichte Schneeauflage, z.T. sind Platten und
Geröll einfach nur vereist. Der Schlussanstieg zum Gipfel mit
überfrorenen 20 cm Schnee erfordert wegen der Abschüssigkeit
nochmal eine gewisses Maß an Aufmerksamkeit - dann ist es
geschafft und der Blick weitet sich (3-4 h von der Hütte).
Nach einer weiteren Nacht auf der Guben-Schweinfurter zieht es
Jürgen und Ralf wegen der nun ausgezeichneten Bedingungen ins
hintere Ötztal, Talort hier ist Vent. Am frühen Nachmittag
des 19.9 steigen wir durch das rauhe und imposante Rofental auf zum
Hochjochhospiz (2400 m, DAV Sektion Berlin). Da es morgen auf den
Gletscher geht ist vor dem Abendessen Trockentraining
für das Anlegen der Gurte, des Gehens am Seil und die
Feinjustierung der
Grödeln und Steigeisen angesagt.
Um 7:00 verlassen wir als die Ersten und an diesem Tag auch Einzigen
die Hütte in Richtung Fluchtkogel. Nach 2 Stunden erreichen wir
den Rand des weiten Gletscherbeckens und gurten uns an. Nach den
Schneefällen des Wochenendes gibt es keine Spur mehr auf dem
Gletscher, der man einfach folgen könnte und so ist wegen der
Spalten einige Vorsicht geboten. Entsprechend den Hinweisen des
Hüttenwirtes halten wir uns in gebührendem Abstand zu dem von
den Guslarspitzen herabziehenden Grat und umgehen einige im steileren
Gelände sichtbaren Spalten in einem Bogen gegen das Brandenburger
Haus, welches so spät im Jahr leider schon geschlossen ist. Der
überfrorene Schnee ist gut zu gehen, lediglich der kurze Abstieg
durch steileren Tiefschnee nach der Überschreitung eines
Vorgipfels sorgt nochmal für Spannung. Um 11:00 stehen wir am
Gipfel auf knapp 3500 m. Angesicht der grandiosen Umschau
gönnen wir uns eine Stunde Gipfelrast. Wieder am
Hochjoch um 14:30. Jürgen lässt sich Zeit und macht noch
einen
Abstecher zur Vernagthütte, während ich nach Vent absteige,
da am nächsten Tag die Arbeit ruft.
RB 2010-11-01